
A furry nutrition coach, two hungry brothers and an explosive night.
Jakob runzelte die Stirn, als er die Einladung des Bürgermeisters in der Hand hielt. „Geburtstagsfeier… mit Buffet“, murmelte er, noch bevor sein Bruder Jannis sie ihm über die Schulter hinweg aus der Hand riss.

„Ein Fest! Und Essen! Und Trinken!“ rief Jannis begeistert, seine Augen glänzten wie zwei frisch glasierte Donuts. „Da müssen wir hin!“
Jakob seufzte. Er liebte seinen Bruder – wirklich. Aber Jannis und Buffets waren eine unheilvolle Kombination. Sobald Essen in greifbarer Nähe war, vergaß Jannis alles um sich herum: Etikette, Gespräche, selbst, wie man atmet ohne gleichzeitig zu kauen.
„Ich weiß nicht“, begann Jakob vorsichtig, „das wird peinlich, wenn du wieder—“
„Ich verspreche, ich benehme mich! Wirklich! Ich esse nur ganz wenig. Ehrenwort!“
Nach langem Zögern einigten sich die Brüder auf einen Trick: Jannis durfte essen – aber sobald Jakob ihm mit dem Fuß leicht gegen den Schuh trat, war Schluss. Keine Ausnahmen.
„Deal?“ fragte Jakob.
„Deal!“, sagte Jannis – und rieb sich schon im Geiste den Bauch.
Am Abend der Feier verabschiedete sich Jakob von seinem Kater PisPsina, der sich bereits schnurrend in seiner Futterschale vergraben hatte. „Wir sehen uns später“, flüsterte er.
Beim Bürgermeister angekommen, empfing sie ein Duftmeer aus gebratenem Fleisch, Kräutern und frisch gebackenem Brot. Jannis’ Augen wurden groß, sein Mund stand offen wie ein leerer Suppentopf.

Nach einer kurzen Ansprache wurde das Buffet eröffnet – und Jannis war schneller am Tisch als man „Guten Appetit“ sagen konnte.
„Was du alles verputzen kannst“, murmelte Jakob beim Vorbeigehen und schüttelte lächelnd den Kopf.
Am Tisch thronte Jannis mit einem voll beladenen Teller: Würstchen, Steak, Kartoffeln, Salate, Saucen – alles perfekt angerichtet. Er hatte gerade sein erstes Würstchen genüsslich verspeist und hob nun ein saftiges Steakstück mit der Gabel, als er plötzlich etwas spürte: ein leichter Tritt an seinem Fuß.
Jannis erstarrte. Er sah zu Jakob, doch dieser plauderte entspannt mit seiner Sitznachbarin und biss herzhaft in ein Hähnchenschenkel.
Verwirrt legte Jannis das Steakstück zurück. „Habe ich schon zu viel gegessen?“, dachte er. Sein Teller war noch halb voll. „Nicht mal eine zweite Portion! Warum jetzt schon Schluss?“
Er kaute langsam auf einem Salatblatt herum und schwieg.
Später am Abend, als die beiden Brüder sich auf den Heimweg machten, fragte Jakob: „Sag mal, warum hast du eigentlich plötzlich aufgehört zu essen? Du warst ja ganz brav!“
Jannis blinzelte. „Na, du hast doch gegen meinen Fuß getreten!“
Jakob runzelte die Stirn. „Ich? Nein. Ich war in ein Gespräch vertieft. Da muss jemand anderes unter dem Tisch gewesen sein.“

In dem Moment miaute es aus dem Gebüsch. PisPsina sprang ihnen entgegen – mit einem zufriedenen, fast verschwörerischen Blick. Jakob lachte. „Vielleicht hat PisPsina beschlossen, auch außerhalb der Wohnung auf deine Ernährung zu achten.“
Jannis war sich nicht sicher, ob er das lustig fand. Aber er schwor sich eines: Beim nächsten Fest würde er seine Füße besser im Blick behalten.
Die Brüder waren auf dem Heimweg, als Jakob Jannis nach dem Fest befragte. Gerade hatten sie gelacht über die eigenartige Begebenheit mit dem Tritt unter dem Tisch, als plötzlich ein verdächtiges Rascheln aus dem Wald drang.
Jakob hielt inne. „Hast du das gehört?“
Jannis nickte. Stimmen wurden lauter, Schritte näherten sich. Zwischen den Bäumen tauchten dunkle Gestalten auf – Räuber!
„Schnell, auf den Baum!“ flüsterte Jakob, und sie kletterten hastig den nächstbesten Stamm hinauf. Hoch oben zwischen den dichten Blättern hielten sie den Atem an, während die Räuber sich direkt unter ihnen sammelten.
Zwei finstere Gesellen blickten zum Himmel.
„Ein Gewitter zieht auf“, murmelte der eine mit düsterer Stimme.

„Wir stellen uns unter den Baum. Besser, als im Regen zu stehen“, antwortete der andere. Und so lagerten sie direkt unter dem Baum, auf dem sich Jakob und Jannis zitternd versteckten.
Alles schien gut zu gehen – bis plötzlich Jannis’ Magen zu knurren begann.
Leise erst, dann immer lauter. Ein grollendes, unheilvolles Geräusch, das durch die Baumkrone vibrierte.
„Was soll das?!“ zischte Jakob. „Dein Magen klingt wie ein Donnerschlag!“
„Ich kann nichts dafür“, flüsterte Jannis verzweifelt. „Ich hab einfach Hunger…“
Jakob seufzte. „Zum Glück habe ich ein paar Essensreste eingesteckt.“ Er reichte Jannis heimlich ein Stück Hähnchen und ein Stück Brot. Dieser nahm es dankbar an und begann leise zu kauen.
Die Räuber schauten sich erschrocken um.
„Das war Donner, oder?“ flüsterte der eine.
„Sicher“, nickte der andere. „Und riechst du das? Regen liegt in der Luft.“
Doch noch ehe sie sich in Sicherheit bringen konnten, kam es schlimmer.
„Jakob“, stotterte Jannis, „ich… ich muss jetzt ganz dringend… auf die Toilette.“
Jakobs Gesicht erstarrte. „Was? Jetzt?! Bist du verrückt?“
„Ich kann es nicht mehr halten!“, jammerte Jannis.
Ohne weitere Vorwarnung zog Jannis die Hose runter – gerade in dem Moment, als der Wind durch die Äste pfiff.
PATSCH!
Ein etwas anderes „Hagelkorn“ traf den Boden. Die Räuber schrien auf.
„Jetzt hagelt es auch noch! Große Körner!“ rief einer.
„Los, weg hier! Das ist kein normaler Sturm!“ rief der andere und beide stürmten in panischer Flucht durch den Wald davon.
Oben im Baum herrschte Stille. Dann fielen die beiden Brüder in schallendes Gelächter.

„Das hast du gut hingekriegt“, japste Jakob. „Ich schätze, das war… ein natürlicher Schutzmechanismus.“
Jannis grinste. „Mir geht’s jetzt auch viel besser.“
Sie kletterten vom Baum herunter. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, fragte Jannis vorsichtig:
„Klopapier hast du nicht, oder…?“
Jakob blickte ihn genervt an. „Natürlich nicht!“
Und so drehten sich beide um und rannten durch den nächtlichen Wald, dem heimeligen Licht ihres Zuhauses entgegen.